Den Printmedien geht’s nicht gut. Auch dem Tagesspiegel nicht. Deswegen versucht man, dem Abwärtstrend der Verkaufszahlen entgegenzusteuern. Aber auch mit den richtigen Mitteln?
Gegen Werbung mit dem Ziel, mehr Leser an die Zeitung zu binden, ist nichts einzuwenden. Grundsätzlich jedenfalls nicht. Es sei denn, man macht es auf diese Weise:
Man kann zu der Besetzung der Uni stehen, wie man will. Man muss auch die Reaktion der Universitätspräsidentin darauf nicht gut finden, aber man kann es. Die Diskussion darüber wird und kann nicht frei von Emotionen geführt werden.
Der Tagesspiegel, in Person seines politikwissenschaftlichen Chefredakteurs Lorenz Maroldt, nutzt dieses extrem aufgeheizte Klima für sich, für seine Zeitung, zu Marketingzwecken.
Werbung auf Kosten anderer
Das ist an sich schon problematisch. Doch die Abo-Werber setzen dem noch eins oben drauf.
Um den Tagesspiegel „2 Monate für nur 2 €“ und „danach für 35,99 € mtl.“ lesen zu können, soll der Tagesspiegel-Leser über den Fortbestand der beruflichen Existenz von Julia von Blumenthal abstimmen.
Gegen geschickte Werbung ist nichts einzuwenden, aber wenn man nicht auf das Niveau der Gossenblätter aus dem Hause Springer absinken will, sollte man besser darauf zu verzichten, den Pöbel mit Fackeln und Mistgabeln auszustatten. Marketing auf Kosten einer Frau mit einer beeindruckenden akademischen und administrativen Karriere ist mehr als schäbig.
Nebenbei: Ansichtssache
Ich finde die Aktion dieser sogenannten pro-palästinensischen Hamas-Supporter an einer deutschen(!) Uni für unerträglich. Und im Nachhinein (sic!) erscheint mir die Reaktion der Universitätsleitung falsch gewesen zu sein; die sofortige Räumung wäre aus meiner heutigen Sicht die angemessene Antwort auf die Besetzung gewesen. Aber darüber kann man – besonders im Nachhinein – streiten; aber nicht zu Reklamezwecken.
Dieses Thema für die Absatzsteigerung einer Tageszeitung zu missbrauchen … darauf hätten Lorenz Maroldt und seine Berater besser verzichtet.