Menschen sind verschieden. Und deshalb reagieren sie auch unterschiedlich auf ein Strafverfahren und auf ihre Verurteilung. Wie sieht es aus bei Donald Trump?
In den fast drei Jahrzehnten, in denen ich als Strafverteidiger vielen Straftätern sehr nahe gekommen bin, habe ich unterschiedliche Typen ausmachen können.
Beinharte Rocker
Wenn ich mir die Rocker der alten Schule aus den 80er, 90er Jahren anschaue – also zum Beispiel die Jungs von den Hells Angels, Bandidos, Bones, Gremium, Outlaws, Red Devils, Chicanos … , dann hatte ich als Strafverteidiger immer den Eindruck, dass die sich von der Strafjustiz wenig bis gar nicht beeindrucken ließen.
Sie wussten, was sie taten und was sie zu erwarten hatten, wenn sie erwischt wurden.
Samtweiche Betrüger
Anders verhalten sich Menschen, denen keine Rohheitsdelikte vorgeworfen werden, sondern Straftaten aus dem Bereich, in dem es überwiegend um Geld geht. Die Beschuldigten von Vermögensdelikten wie Betrug, Urkundenfälschung, Untreue und dergleichen waren regelmäßig schwer getroffen, wenn sie erfuhren, dass die Strafjustiz gegen sie ermittelte.
Die Verfahren stellten für sie in den meisten meiner Fälle eine große psychische Belastung dar.
Ängstliche Dienstleister
Eine weitere Gruppe, bei der ich im Laufe meiner Tätigkeit als Strafverteidiger Gemeinsamkeiten im Umgang mit dem Strafverfahren feststellen konnte, waren Beamte (insbesondere Polizisten und Staatsanwälte), Richter (!) und Rechtsanwälte.
Nicht wenige von ihnen haben professionelle Hilfe in Anspruch genommen, um die psychischen Belastungen eines Strafverfahrens zu verarbeiten.
Der Ex-Präsi
Aus der Ferne habe ich in den letzten Wochen das Strafverfahren gegen Donald Trump und seine Reaktionen darauf beobachtet. Nach außen ist er oft so großmäulig aufgetreten, wie wir ihn kennen. Narzissten wie er verstehen es gut, ihre wahren Emotionen zu verbergen.
Der Kundige merkt aber schnell, dass es unter der (dünnen) Oberfläche heftigst brodelt.
Stimmungsbilder
Am Freitagmorgen habe ich im Spiegel-Newsletter „Die Lage am Morgen“ ein Foto von Trump gefunden, das Justin Lane geschossen hat. Es zeigt einen Verurteilten, von dem ich annehme, dass er sobald er sich unbeobachtet fühlt, ganz jämmerlich in die Kissen weint.
Trump inszeniert sich vor Publikum als harter Hund. Innerlich zerreist es ihn vor Angst, weil er nicht weiß, was am Ende dieses Verfahrens mit ihm geschehen wird, auf das er keinen Einfluss hat.
Schlaflos zum Urteil
In den Wochen bis zur Verkündung des Strafmaßes am 11. Juli wird Donald Trump keine Nacht durchschlafen. Und das nicht, weil seine Blase ihn regelmäßig aus dem Bett holt. Ein Rocker ist er nicht.